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Archiv für den Monat September 2014

Am Ende des Romans adoptieren Bouvard und Pecuchet zwei verwahrloste, scheinbar verwaiste Kinder. Nach Jahren des Selbststudiums, des Lesens und Lernens, Experimentierens und Scheiterns ist nun die Zeit der Ernte gekommen – so denken sie. An die beiden Kinder soll nun all das weitergegeben werden, was sie sich mühsam an Wissen und Unwissen angeeignet haben. Doch die Zöglinge widersetzen sich. Auf Widerborstigkeit und Desinteresse folgen Unvermögen, Faulheit, Onanie und schließlich Unzucht. Als Lehrer und Erzieher scheitern Bouvard und Pecuchet trotz modernster Pädagogik. Schließlich geben sie sich geschlagen aber noch nicht besiegt. „Was beweist übrigens ein Misserfolg bei Kindern? Was bei Kindern fehlgeschlagen war, konnte erfolgreicher sein bei Männern,“ sagen sie sich und setzen öffentliche Vorlesungen im Wirtshaus an.

An dieser Stelle endet das Manuskript des Romans. In Skizzen beschreibt Flaubert, was weiter geschieht: Am Tag nach dem Vortrag entwerfen Bouvard und Pecuchet Zukunftsvisionen – Pecuchet düster und pessimistisch, Bouvard großartig und versponnen. Ihr Vortrag hatte den Ärger des Bürgermeisters erregt. Der hetzt nun die Polizei auf die beiden, mit einem Haftbefehl wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Das ganze Dorf strömt zusammen. Bouvard wird außerdem Unzucht mit ihrer Dienerin vorgeworfen. Der Bürgermeister nimmt die beide Kinder in seine Obhut. Bouvard und Pecuchet bleiben wieder mal allein zurück, gekränkt und traurig.

Was nun? „Ein guter Gedanke, den beide insgeheim gehegt: Abschreiben wie einst.“ Zuerst machen sie sich daran, einen wunderbaren Doppelschreibtisch für sich zu bauen. Es beginnt die Arbeit an ihrem und des Autors letztem großen Werk, dem „Dictionnaire des Idees recues“.

 

JP

SCIENCE FICTION

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 image: Stephan Henrich

Bouvard & Pecuchet 3000 geht weiter. Noch vor Spielzeiteröffnung des Theater Rampe zogen am 11. September die neuen Dilettanten ein. Monster Truck (Sahar Rahimi, Ina Vera, Manuel Gerst) bestreiten die erste Forschungsresidency der Spielzeit mit dem Architekten und Roboterdesigner Stephan Henrich.
Monster Truck und Henrich arbeiten bereits seit einige Monaten zusammen an dem Projekt WAGEN. In der Forschungsresidency setzen Sie diese Arbeit fort und präsentieren zum Einzug und Abschluss verschiedene Entwicklungsstadien der Zusammenarbeit. Dabei beschäftigen sich Monster Truck und Henrich mit den Zukunftsvisionen von Bouvard und Pecuchet am Ende des Romans.

Der Abschluss und das öffentliche Experiment werden am 8.10. zur Eröffnung der Spielzeit im Labor präsentiert.

Das Labor ist ab sofort wieder an allen Spieltagen des Theaters ab 18:00 sowie nach kurzfristiger Ankündigung auf der Seite des Theater Rampe  geöffnet.

JP