24/7
Abwesenheit
Um meine Arbeit feilzubieten, Geld zu machen und zu meiner Zerstreuung bin ich ein paar Tage auf Wanderarbeit in Dänemark. Den Vagabundenkongress muss ich notgedrungen in dieser Zeit verlassen. Eine totale Abwesenheit ist aber kaum möglich: Täglich erreichen mich Mails mit Breaking News: Justin Time ist just at place. Azul Blazeotto und Eduardo Molinari sind keine Kunden, und Taisiya Krugovykh und Vasily Bogatov üben 15 Minuten Utopie. Es ist was los. Insofern ist meine Wanderarbeit eher EXTENSION OF THE VAGABONDCONGRESS. Ich wandere nach Dänemark, um den Vagabundenkongress in den Norden Europas zu tragen, und ich wandere zurück, um eingesammelte Werte nach Stuttgart zu bringen. Wandern ist nicht wirklich das richtige Wort für meine Reise: Ein Flugzeug fliegt mich nach Kopenhagen, ein Zug bringt mich nach Stuttgart zurück.
Die dänischen Vagabunden, denen ich vom Stuttgarter Kongress erzähle, wollen mehr wissen. Die Schweizer Vagabunden, die ich per Mail auf den neuen Hotspot Europas aufmerksam machen will, reagieren nicht. Schon immer kochen die Schweizer ihr eigenes Süppchen (Zumindest wird dieser Satz von Schweizern ständig wiederholt, und so glauben es alle, auch Unschweizer). Ich interessiere mich eher für die Auseinandersetzung mit dem Kollektiven, die der Vagabundenkongress bearbeitet. Deswegen: Die Schweiz lassen wir jetzt mal aussen vor.
Der Zug rattert.
In Kopenhagen besuche ich eine Arbeit der beiden Vagabunden Anders Paulin und Johan Forsman über den Hochfrequenzhandel. Sie berichten von einer Pilgerfahrt nach Amerika zu den heissen Quellen des Computerhandels, der sich in den siebziger Jahren abgezeichnet hat. Die Hippies und Nerds, die sich per synthetische Drogen in unter- und transbewusste Phantasmen halluzinierten, die Schamanen, die die irdischen mit galaktischen und subzellulären Wesensformen verbanden, arbeiteten alle an derselben Wanderbewegung: Vom Materiellen ins Immaterielle. Der Hochfrequenzhandel findet auf einer Ebene statt, die sich physisch wahrnehmbaren Sinnen entzieht. Geisterwesen kommmunzieren nur durch Medien in Trance. LSD macht die Akzeptanz einer anderen Realität für alle möglich. Der materielle Impact all dieser grenzenlosen Suchbewegungen ist kaum beschreibbar: Alles ist davon betroffen. Die beiden Hochfrequenzvagabunden experimentieren mit Subfrequenzklängen und manipulieren atomare Strukturen von Salz. Ronald Reagen hält 1988 eine Rede in Moskau über die zukünftigen Veränderungen durch das Internet. Welches Geistwesen oder welcher Ghostwriter hat ihm nur diese Worte in den Mund legen können, die wie eine präzise Vision der Technologien, Vernetzungen, Ungleichgewichte und Todesgefahren klingt, die wir heute haben? Butch Cassidy und Sundance Kid sind die Protagonisten in der Zukunftsvision des ehemaligen Westernheldes Reagan. Im von ihm skzizzierten Globus der dauerflirrenden Zahlenströme reiten, schiessen, töten, fliehen und erobern die beiden Outlaws und folgen nur ihrer Willkür. Mal im Zentrum der Macht, mal am Rand des Sozialen. Immer am Drücker, jenseits des legalen. Gesetze sind nur interessant, solange sie dem eigenen Profit dienen. Ich muss an Akseli Vittannen und „Robin Hood“ denken, die mir wie eine pragmatische Fortsetzung dieses Setups vorkommen: Sie haben die Prämissen von Ronald Reagen akzeptiert: Der Outlaw als einzige Möglichkeit, sich eine akzeptable Existenz zu schaffen. Die Sitzung, die alle Beteiligten mit nackten Füssen, gewärmt von einem feuchtwarmen Waschlappen, verfolgen, endet mit einer spirituellen Auflösung, die mich wieder auf den Boden der Realität bringt: Ich muss arbeiten. An zwei Abenden zeige ich am Theater meinen Beitrag TRUST (Das Theaterfestival heisst „Follow the money“ – und damit könnte der Hungertrieb der Vagabunden gemeint sein: Wo es Geld gibt, wird hingezogen. Wo die Tiere weiden können, wird gelagert). Mit Trust verdiene ich mein Wandergeld und ich werde auch in Stuttgart damit vagabundieren. Deswegen: Wenig dazu.
Ich besuche für einen Tag (Den ich jetzt mal meinen freien Tag nenne) einen Vagabundenkongress in der dänischen Provinzstadt Holstebro („50 Jahre Odintheater“). Hier treffen sich Vagabunden aus aller Welt zu einem kulturellen Austausch. Thaitänzerinnen, Katkaliperformer, Punk-Sentimentalisten und schlechte Michael Jackson-Imitate feiern das weltweit Regionale. Es gibt eine Führung durch einen abgewirtschafteten Schlachthof, dessen stumme Maschinen ihre Funktion als Strafkolonie für Schweine wachhalten. Nach Blut stinkt es auch noch. Dieser Ort soll Kulturort werden, und deswegen sind Künstler die ersten, denen die leeren Räume gezeigt werden. Warum sollen eigentlich immer sogenannt immaterielle Arbeiter die ehemaligen Räume der materiellen Arbeit auffüllen? Gibt es nichts, was hier noch hergestellt werden kann als Kultur, Kunst, Design und soziale Plastik? Plötzlich interessiere ich mich für die Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie, die sich doch auch auf dem Werkplatz Welt behauptet hat. Ich bin dafür, dass leere Industriehallen nicht nur auf ihr phantastisches Potential abgeklopft werden – nicht nur auf ein visionäres Szenario – sondern auch auf Lösungen, die von Hand hergestellt werden können und in denen man wohnen oder die man essen kann. Ich möchte Schreiner werden, Maurer, Grundschullehrer oder Hauswart.
Abwesenheit ist eine Illusion. Nicht nur weil der Vagabundenkongress in Stuttgart dauernd mit mir kommuniziert. Überall begegne ich Vagabunden, die in irgendeiner Art und Weise Kongresse veranstalten. Zukunfts- und Verfallsfragen werden jedenfalls bis in den Norden Europas verhandelt. Am Mittagstisch werden der Plan des Tages und ökonomische Engpässe diskutiert, und am Abend wird mit den künstlerischen Mitteln versucht, sozialen Zusammenhalt spürbar zu machen und die Perspektive auf das Schöne im Leben zu richten. Das ist vielleicht das Beste am kulturellen Arbeiten: Auch das Mühsame, Bedrohliche und Grässliche kann dadurch akzeptierbar, sogar schön, selten auch lustig oder zumindest als unausweichliche Notwendigkeit sinnvoll erscheinen. Und was unterträglich bleibt, wird attackierbar.
Andreas Liebmann 20. Juni 2014, unterwegs
Absence
In order make some money and for fun I travel for some vagabondage-days to Denmark. This is why I have to leave the vagabond congress for that time. An absolute absence is not possible though. I regularey get emails with breaking news: Justin Time is just at place, Azul Blazeotto and Eduardo Molinare. are no KUNDEN; and Taisiya Krugovykh und Vasily Bogatov try 15 minutes of utopia. There is something happening all the time. From that perspective I can say that my travel is rather an EXTENSION OF THE VAGABOND CONGRESS. I wander to Denmark to bring the vagabond congress to the norh. And I wander back to bring the collected values back to Stuttgart. „To wander“ is actually not the right term. A plane flies me to Copenhagen, a train brings me back.
The danish vagabonds to whom I talk about the congress want to know more about it. The swiss vagabonds that I inform by email about this new hotspot of Europe don´t´react. Swiss people always „cooked their own soup“ (At least Swiss people repeat this sentence in swiss german all the time – so everyone believes it). I am interested in the investigation of the collective that is being practised by the vagabond congress: So let´s keep Switzerland out of the discussion.
The train rumbles.
In Copenhagen I visit a work on high frequency trades by the two vagabonds Anders Paulin and Johan Forsman. They talk about their pilgrimage to America, to the very hot sources of the computer based trade which where being developped since the early 70s. The hippies and nerds that hallucinated themselves into sub- and transcendental phantasmas, the shamanes that connected earthly to galactical and subcellular spirits, all worked in the same direction of wandering: From the material to the immaterial. High frequency trade is working at a level that is not perceivable with physical senses. Ghosts and angels communicate through medias in trance. LSD creates acceptance for another reality. The material impact of all these endless searching movements is nearly not describable: Everything is affected by it. The two high frequency vagabonds experiment with subfrequence-sounds and manipulate the atomic structure of salt. Ronald Reagan gives a speach 1988 in Moscow on the future changes by the internet. Which ghost or ghost writer has put these words in his mouth? They sound like a precise vision of the technologies, connections, imbalances and death dangers that we have today. Butch Cassidy and Sundance Kid are the protagonists of the new time for the former western hero Reagan. They live, ride and shoot in micro- and macro dimensions of a globe that is permamently blinking with streams and numbers. Outlaws. For some time in the center of power and government, for some time at the edge of all social boundaries. Always on the run, far from legality. Laws are just interesting when they help the own profit. I have to think of Akseli Vittannen and „Robin Hood“. They seem to me like a pragmatic consequence of Reagans vision: They acceped his premises. The role of the outlaw as the only possibility to create an acceptable form of living.
The feet of the spactators are warmed by a hot humid towel. The session dissolves in a spiritual ending. I land on the floor of reality: I have to work.
For two evenings I show my work TRUST at the theatre. The theatre festival is called „Follow the money“ – this could mean the hunger drive of vagabonds. They follow the money, they follow the food. By doing „TRUST“ I earn my money for vagabonding. I will also present some of it in Stuttgart. Therefore: Not much about it.
For one day (that I dare to call my day off) I visit a vagabond congress in the danish provincial city Holstebro – „50 years of Odin Theatre“. Here, vagabonds of the wohle world meet for a cultural exchange. Thai-dancers, katakhali-performers, punk-sentimentalists and bad Michael Jackson doubles celebrate the worldwide regionality. I attend a guided tour through industrial halls of a closed slaughter-firm. Its mute machines remind the spectator of their function as penal colony for pigs. It smells like death. This place is dedicated to become a place for culture. That is why the city officials show it first to artists. Why the so called immaterial workers should always fill up the former spaces of material work? Isn´t there anything that can be produced here exept culture, art, design and social sculpture? Suddenly I am interested in the history of the swiss watch industriy that could defend its place in the world of material production. Empty industry halls should not just be imagined as a place of phantastic immaterial work, but also as places for things that can be produced by hand. Things to live in or to live from. I would like to become a carpenter, builder, primary school teacher or cleaning guy.
Absence is an illusion. Not just because the vagabond congress is communicating all the time with me and the rest of the world. All over the place I meet vagabonds that organize their congresses. Questions of the future, of rise and fall are being discussed at least from Stuttgart to the high north. At lunch tables vagabonds discuss plans of the day and economic restrictions. In evenings they try to enforce the feeling of social belonging. Then, the perspective is focused on the beauty of life. Maybe this is the finest thing in cultural work: Through it, the annoying, the threatening, the horrible can appear as something acceptable, even beautiful, rarely funny or at least as an unextinctable necessity. And the still unbearable gets an impulse to crash.
Andreas Liebmann 20. Juni 2014, on the road
24 / 7 Work
Visibility
For two days I was already busy to change my rhythm into night activity. The nights were beautiful, peaceful. The dawn is fine. To hear the first birds: Hilarious. But still I was moved by a strong sense of separation. Probably the most striking point about changing the personal daily rhythm was the impact on the social situation. I lost touch with the daily rhythms of the congress participants. When I showed up, everyone else was already working for six / seven hours. At four o clock in the afternoon they said „Good morning“ and smiled. They asked how I was doing. Mostly, they were nice and showed some interest for my work, which consisted in shifting the temporal rhythm. No one accused me that I would not do anything, but I did not feel comfortable. To sleep, when all other work, alienates. This feeling of alienation was also described by other conference members concerning their own working process. Diving into ones own, uncontrollable labor sphere apparently creates fear of loss. What if the congress punishes you for your absence? We play with the concept of vagabonds, we can do whatever we want, we allow ourselves to be unreadable for others – but the phantom of consensus is still very powerful.
This is a small indication to me of how it may feel like to fall out of the frame of a society. Many homeless people have fallen out of this framework – and that was one of the reasons for the congress of vagabonds in 1929. But homeless people have no artistic concept about it. They have a concrete physical and mental situation. The first to suffer from exclusion is the excluded. Who can be told „you do not work“, „you social parasites“, „you ugly piece“ is first of all a problem for himself. He must think that he is doing wrong, that he is wrong. At a certain income or social status it should be required to participate in a training to rise consciouness about how exclusion feels.
At a meeting arises a small conflict with the group „Robin Hood“. A sense of alienation. Probably just because there is not so much communication between the groups. Interest = attention, attention = value, value = acknowledgment = sense of security. Lack of attention => reject => accusation => „THEM“ <=> „US“. I find it very surprising how quickly and threatening the phantom of social alienation emerges. I also write my blogs, among other reasons, because I want to give a signal of my work, and of my presence and participation. Do we always have to communicate? Vagabonds claim to be free and independent…
I fall asleep at 7 clock in the morning. Before that, I spent a night in the hospital at the station 5A and wrote a blog text about it in the morning. By 13 clock there is a vagabond session. And so the group responsability brings me out of bed. I had 5 hours of sleep. It’s day and normal working time. If I want to be there, I need to hurry, even if it is within my leisure time and outside of my nightly working hours. But it’s work as it takes place in the working time of the others. Work is everywhere. So I put a sign in front of my hammock saying „Work 24/7“. If your sleep is considered as work, you work all the time. Suddenly I work a lot more than I would have when I only had worked during the day.
Many are concerned with the question whether their work is „work“, or whether their work is „no work“ in the eye of the others. And „no work“ would mean: Worthless. Is there – even on a congress of vagabonds – no ability to follow seemingly meaningless, unreadable activities without mobilizing these senseless fears? It is obviously very difficult. We have signed a contract. We are paid. There must created something in return. The quote of Gregor Gog „general strike for a lifetime“ – here it seems to be a strange polemical paradox. Is it more than just a good sounding political slogan for an euphoric group of intellectuals who never were beggars? Someone on the meeting defends the illegibility: „We work like mushrooms. First nothing is been seen. But eventually the mushroom grows and becomes visible and readable. “ Wanja mentions the concept of Hannah Arendt „tätig sein“ („doing?“), which of course opens a completely different horizon. This kind of „doing“ needs accaptance, confidence, generosity. I think, our temporary community in the Theater Rampe is quite a confident, humorous, generous group, etc. However, below us lies a nervousness, which probably most of us have sucked in by our life experience: The feeling of not being enough, of being forced to show activity, and to be always visible.
I was previously not aware that the time frame for social belonging is just as important as the activity itself or the place. If Justin Time tries to „do nothing“ in the public space during the working time of others, he works „not“ in the same time other work. And since Justin Time is an artist, and the „doing nothing“ is actually his work and constantly communicating, and so it is perceivable and understandable. Justin works with his „doing nothing“ as much as those who go to their offices . Maybe he works even more. But he adds something: He makes a gift (I write all of this without having seen his action live). Passers-by can use his installation in their own way. It is open for discussions. He works, I would say, but his work is the creation of a space that you can not buy. Justin’s art indeed is paid, but the experience that it allows is not for sale. If you had to pay an entrance fee, this work would be loose its value.
Siya, if I understand him correctly, enjoyes to attack the theater as an institution of the middle class. It seems that he finds it absurd that you have to pay for the theater while the experience the theater should offer cannot be bought. You cannot express the value of a nightly walk with a friend in euros – like the other night my walk with Tobias Yves Zintel. If he had paid me for it, or if I would have paid him for this act the we would turn the experience into an „event“ or into something that can be possessed by one of us. This would destroy the core of its value.
At that point Akseli from „Robin Hood“ could intervene and tell me what the nature of the money is. In his presentation that was the point that provoked me. When I questioned his way of investing because I saw it as a support of the weapons industry, he just smiled mysteriously and said that one must just understand the nature of money – and therefore of the production of value I think. Well, tell it to me. At that place of thinking I am stucked. Andreas Liebmann 13. Juni 2014
Sichtbarkeit
Zwei Tage war ich bereits damit beschäftigt, meinen Rhythmus auf Nacht Aktivität umzustellen. Die Nächte waren schön, ruhig, geschützt. Die Morgendämmerung ist herrlich. Die ersten Vögel zu hören: Schön. Und doch bewegte mich ein starkes Gefühl der Abgesondertheit. Besonders auffällig, und wohl das anstrengendste daran, den persönlichen Tagesrhythmus zu verändern war die Auswirkung auf die soziale Situation. Ich verlor den Kontakt zum Tagesrhythmus der Kongressteilnehmer. Wenn ich auftauchte, waren alle anderen schon sechs sieben Stunden dabei. Sie sagen zu mir um vier Uhr Nachmittag „Guten Morgen“ und grinsten. Sie interessierten sich teilweise für meine Erfahrungen, fragten, wie es mir geht. Meistens waren sie nett und zeigten ein gewisses Verständnis für meine Arbeit, die im Verschieben des zeitlichen Rhythmus bestand. Niemand warf mir vor, dass ich nichts tun würde, aber ich fühlte mich nicht wohl dabei. Zu schlafen, wenn alle anderen arbeiten, entfremdet. Dieses Gefühl der Entfremdung wird in einer Sitzung auch von anderen Kongressteilnehmern in ihrem eigenen Arbeitsprozess beschrieben. In seine eigene, unkontrollierbare Arbeitssphäre einzutauchen lässt offenbar Verlustängste entstehen. Was, wenn man verloren geht? Wenn der Kongress einen irgendwann bestraft für Abwesenheit? Wir spielen hier mit dem Begriff des Vagabunden, wir dürfen alles, wir dürfen unlesbar sein für die anderen, können Einzelgänger sein – und doch ist der Wahn des Konsens mächtig.
Das gibt einen kleinen Hinweis darauf, wie es sich anfühlen kann, aus dem Rahmen einer Gesellschaft zu fallen. Viele Obdachlose, und um die ging es ja zumindest der Ideologie nach beim Kongress 1929, sind aus diesem Rahmen gefallen. Und das war kein künstlerisches Konzept oder eine interessante Idee sondern eine körperlich und mental erfahrbare Situation. Der erste, der unter Ausschluss leidet, ist der Ausgeschlossene. Wem gesagt werden kann „Du arbeitest nicht“, Du „Sozialschmarotzer“, die „hässliches Stück“, der ist nicht in erster Linie ein Problem für die anderen, sondern für sich selbst. Er muss denken, er mache etwas falsch, er sei falsch. Ab einem gewissen Einkommen und dem damit verbundenen sozialen Status sollte man obligatorisch an einem Training teilnehmen, das einem bewusst macht, was Ausschluss bedeuten kann, sodass man die Situation von Leuten, die in Armut leben, oder auf die andere Ausschlussmechanismen wirken, nicht ignorieren kann.
Kleiner Einschub: Es gibt bei der Sitzung (wie schon einige Male zuvor) einen kleinen Konflikt mit der Gruppe Robin Hood. Ein Gefühl der Entfremdung, das wohl nur deswegen entsteht, weil wenig kommuniziert wird. „Was machen die denn?“ Sie sagen: „Kommt vorbei!“ Die, die vorbeigehen, finden es interessant und exklusiv. Es scheint der Eindruck zu entstehen, dass die Gruppe ihre Auseinandersetzung sehr berechtigt interessant findet, aber kein Interesse am Kongress mobilisieren kann. Interesse = Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit = Wert, Wert = Bestätigung = Sicherheitsgefühl. Mangel an Aufmerksamkeit => Ablehnung => Vorwurf => „DIE“ <=> „WIR“. Wie schnell und bedrohlich das Gespenst der sozialen Entfremdung auftaucht, finde ich doch sehr überraschend. Auch ich schreibe meine Blogs unter anderem deswegen, weil ich ein Signal meiner Tätigkeit, und damit meiner Anwesenheit, und damit meiner Zugehörigkeit geben will. Muss man denn immer kommunizieren? Vagabunden wollen doch frei und unabhängig sein.
Ich schlafe um 7 Uhr ein. Davor habe ich eine Nacht im Krankenhaus auf der Station 5A verbracht und am morgen einen Blogtext darüber geschrieben. Um 13 Uhr gibt es eine Vagabundensitzung. Und so treibt mich das Gruppengefühl aus dem Bett. Ich stehe nach 5 Stunden Schlaf auf. Es ist Tag und damit Arbeitszeit. Wenn ich dabei sein will, muss ich eben dabei sein. Es könnte Freizeit sein, Freiwilligkeit, ist es ja ausserhalb meiner Arbeitszeit, die zur Zeit nachts ist. Aber es ist doch Arbeitszeit, weil es in der Arbeitszeit der anderen stattfindet. Arbeitszeit ist überall. So steckt bei meiner Hängematte ein Schild mit der Aufschrift „Work 24/7“. Wessen Schlaf auch als Arbeit gilt, der arbeitet immer. Ich arbeite plötzlich sehr viel mehr, als ich es je hätte machen können, hätte ich nur tagsüber gearbeitet.
Viele sind mit der Frage beschäftigt, ob ihre Arbeit „Arbeit“ ist, oder ob ihre Arbeit im Auge der anderen „keine Arbeit“ ist. Und „keine Arbeit“ würde heissen: Wertlos. Gibt es nicht einmal auf diesem Vagabundenkongress die Möglichkeit, scheinbar sinnlose, von aussen unlesbare Tätigkeiten auszuführen, ohne gleich diese sinnlosen Ängste zu mobilisieren? Es ist offensichtlich sehr schwierig: Denn wir alle sind hier angestellt. Wir haben einen Vertrag unterschrieben. Wir wurden bezahlt. Es muss was bei rumkommen. Der Satz von Gregor Gog „Generalstreik ein Leben lang“ – er wird hier irgendwie zu einem merkwürdig polemischen Paradox, sodass ich mich frage, was dieser Satz überhaupt soll, und ob er mehr ist als ein gut klingender polititscher Slogan, der vor allem eine Partygemeinschaft von Intellektuellen, die nie wirkliche Bettler waren, euphorisieren sollte. Jemand verteidigt die Unlesbarkeit: „Wir arbeiten wie Pilze. Man sieht lange nichts, und irgendwann wächst der Pilz und wird sicht- und essbar.“ Wanja bringt den Begriff von Hannah Arendt „tätig sein“ ein, der natürlich einen ganz anderen Horizont öffnet. Voraussetzung, dass „tätig sein“ akzeptiert ist, bedeutet gegenseitiges Vertrauen, Selbstvertrauen, Grosszügigkeit. Ich empfinde unsere Temporärcommunity am Theater Rampe durchaus als vertrauensvoll, humorvoll, grosszügig etc. Dennoch liegt darunter eine Nervosität, die wohl die meisten von uns durch unsere Lebenserfahrung gefressen haben: Die Nervostität, nicht zu genügen, mehr Leistung zeigen zu müssen, und, vor allem, mit dieser Leistung ständig sichtbar zu sein.
Mir war bisher nicht bewusst, dass der zeitliche Rahmen für die soziale Zugehörigkeit genau so wichtig ist wie die Tätigkeit selbst oder der Ort. Wenn Justin Time versucht, öffentlich nichts zu tun, das aber in der Arbeitszeit der anderen, dann arbeitet er „nicht“ genau dann, wenn die anderen arbeiten. Und da Justin Time Künstler ist, und das Nichtstun durchaus als seine Arbeit gesehen werden kann, gerade deswegen, weil sie sichtbar ist, also ständig kommuiziert, also verwertbar ist, arbeitet Justin mit seinem Nichtstun genau so viel wie die, die in ihre Büros gehen. Vielleicht arbeitet er sogar mehr. Was bei ihm allerdings dazukommt (ich schreibe das alles, ohne seine Aktion live gesehen zu haben) ist, dass er ein Geschenk macht. Passanten können seine Installation auf ihre Weise benutzen. Er steht für Gespräche offen. Er arbeitet, würde ich sagen, aber seine Arbeit dient der Schaffung von Räumen, die man nicht kaufen kann. Justins Kunst wird zwar bezahlt, die Erfahrung, die sie ermöglicht, ist aber nicht käuflich. Wenn man Eintritt bezahlen müsste, wäre diese Arbeit wertlos.
Siya greift, wenn ich ihn richtig verstehe, immer wieder gern das Theater als Institution der Mittelklasse an. Er scheint es absurd zu finden, dass man für das Theater bezahlen muss, während die Erfahrung, die Theater doch bieten sollte, sich dem Geld entzieht. Als ob man die Erfahrung eines Spazierganges mit einem neuen Bekannten durch die Nacht bezahlen könnte – wie neulich meine Zeit mit Tobias Yves Zintel. Hätte er mich dafür bezahlt, oder hätte ich ihn dafür bezahlt, hätte dieser Akt das Erlebnis zu einem Event oder zu dem Besitz des Zahlenden gemacht und seinen Kern zerstört.
Hier könnte wahrscheinlich Akseli aus dem Robin Hood Büro eingreifen und mir erklären, was denn die Natur des Geldes sei. Das hat mich an seinem Vortrag auch so provoziert, dass er auf meinen Einwand, er unterstütze mit seinen Investitionen Rüstungsindustrie, bloss geheimnisvoll lächelte und sagte, man müsse eben die Natur des Geldes verstehen. Nun gut, erklärs mir, ich komme hier nämlich nicht wirklich weiter.
Andreas Liebmann 13. Juni 2014
Night activism – third night
Night activists: Staff of the department A5 for heart and vascular diseases, Andreas Liebmann
A night at St. Catherine Hospital. Entrance in the hallway: live piano music. Two people playing on a grand piano pop songs. My mother was a pianist. I feel at home. With the lift I go up to the station 5A: heart and circulatory disease. The senior nurse is experienced and relaxed. Patient reports are completed, notes, and documents completed „You don´t want to do this at four clock in the morning. No one knows what will happen in the night. Normally the chaos starts when you’re alone.“ We are – including me – four people who spend the night on 5A, more than enough for a appropriate presence. The night passes quietly. No heart alarm. No new patients. At the beginning of the night shift all patients are visited. Who needs pain killers, sleeping pills, a new nappy, a cup of tea? Here lie about 34 patients. The key in the moment: 38 patients for 2 nurses. Previously, there were more nurses per patient. The budget is always cut on the backs of the staff. Decision-makers rarely ask about the realities in the stations. Top-down system. How nice when there are bosses who have gone through all the steps of a nurses life. „Then they know how a nurses daily life looks like. They know how it is when you work for example in the emergency department and accidentally there are there two raped women at the same time, which unfortunately occurs. In this case, two nurses have to take care full time about the women and cannot have other patients.“
I am put in white workwear. A doctor takes me with her. She hopes to show me a couple of interesting pictures and explaines to me what she does. Ultrasound. „This colour shows an important artery at the probes. This can be used as entrance for heart surgery. As a new heart valve artificial flaps can be used, or human valves, or heart valves from pigs.“ I am recognized as a nurse who stands silently by the patients. Four men lie there. Bare legs. It’s hot. A fresh heart attack needs about 1-2 weeks of stay. A heart inflammation 6 weeks. Who gathers water in the legs: 5-6 days. Then they go to rehab.
The hottest room of the station: The controlling room, dayroom of the nurses. Monitors and ventilators. I’m still infested with „Homeland“ images. The ECG – screens that transmit the heart rate of patients directly into the center of the station seem to me like surveillance cameras of the CIA. The difference: the wiretapped people know that they are listened to, and it really is for their own good. The tiniest irregularity is immediately audible and the nurses can react. A machine -generated rhythmic tone accompanies us the whole night. Demented patients tear every now and then the electrodes away. A supervisor who believed in the power of her authority took a pledge from a demented patient, no longer to nodd and to leave the electrodes in peace. She told him seriously and with a deep look that this was very important. He promised it high and holy. Two minutes later, the electrodes were again demolished. In such a case, the surveillance by the computer is interruped as it would constantly give a signal.
Not much happens. Because no one is allowed to sleep, stories are told. The boring time must be killed. Nurse B searches in the internet for fashion. Nurse C plays a game on the mobile phone about farmung. In this computer game, tomatoes are planted and eggs are searched for, chickens chickens, and the accounting about the sale of cucumbers is been made. Who farmt good grows, who farmt bad, loses the digital yard. Mobile Surfing cannot been controled here. Though internet research on the hospital computers can. It is been talked about training, procedural tricks, interviews. Duplo chocolate is been eatened. I’ll get me a hot calzone sandwich in the gas station across. A nurse from the neighbor department comes rolling on her scooter. „Hi, do you have Lyrica 125 or 150“. „Lyrica“ – what a name. A drug that makes the patient probably think the latest poetry by Durs Grünbein while strumming bedtime stories on a Neuronenlyra.
The experienced nurse unwraps some stories about death of family members. Death in bathrooms. Missed examinations. Death by ignorance. Medical checks of the whole family, because a family member had a heart attack. What threatens the other? Suspicions are investigated, evidence evaluated. Back to the the spy stories. The hospital CIA wants to find out „what really happened“ and wants to prevent deaths. Diseases are hunted and fought. You come out differently than you went in. Flights to Middle East on a rumble seat, to be on time at funerals. Bus rides, hotel stays, armed travel companion. Funeral rituals of the in-laws family. The women wash the deceased grandmother, the men bury her. A woman screams at her husband because he no longer knows the rituals – he lives in the west and forgot about the traditions. The dead mother must not be touched by the sons. Caressing is taboo now. Men have their role, women have their role. There is screaming and crying. The family is sleeping several nights in the same room as the deceased grandmother. She should not be alone. Ablutions take place. In hot climate you must be buried very quickly. Concrete is poured on the cuffin. Otherwise it stinks. Children flying alone on a plane. Children being left behind and hugged again. In the moment the husband is near his dying mother, he is being grabbed by his neoliberal work mania and gets nervous: This and that needs to be done immediately. He picks up the phone and wants to work. A bus, a bus! The wife tells him: You now forget your work and spend the last days of your mother with her. “
The patient in Room XX has changed. Previously he shouted and wailed in Italian. He is now cooperative and nice, can be washed and plugged on and off. He had nightmares. Actually, a psychologist should visit him, or the psychosomatic department has to be involved. But there’s no time and no money. Another patient has recently been permanently aggressive. In the files it is always indicated if a patient behaves cooperatively or uncooperative. A nurse has to smile, smile, smile, be calm, no matter what the patient says or does. The behavior of the patient has also often to do with how you treat them.
A lifetime according to form X: Conception – infant – toddler – adolescent – adulthood – young old – middle-aged – advanced old age – longtime old ones. There are four terms for old people and three terms for childhood development. Soon there will be a fifth for the even more old ones needed, when the lifetime continues to expand. The conception is appreciated in the list, not the death. The word „conception“ describes the perspective of the mother, not the person who is being starting his/her life.
If anybody is „prefinal“ he is under special observation. „My grandmother had wished that when she would die, her husband should be looking for a new wife. This is something I could never ask for. My husband should not have any new woman when I’m dead.“ „My parents have announced a surprise to me surprise when I will be going to read her will. Maybe they give away all their money to a foundation for animal rights. “
Heart alarm means: If the heart rhythm, for example, has been all night on 120, and then hurtles down within minutes, in increments of ten. Then all the machines flash and sound. If you have no will where you express clearly that in the case of a heart stroke you don´t want treatment, you will be reanimated. The defibrillator is tested once at night. All steps are being documented. What is not documented does not exist. We have one foot in prison. If serious errors happen charges may follow. Who does not want to live anymore, lets himself go. My profession I would choose it again.
At four thirty clock all patients are monitored. Coffee is made: The morning begins. Birds. Light. I’m leaving.
12/06/2014 – 6.22 clock, Andreas Liebmann
Nacht Aktivismus – dritte Nacht
Nacht Aktivisten: Personal der Abteilung A5 für Herz- und Gefässkrankheiten, Andreas Liebmann
Eine Nacht im Katharinen Hospital. Die Begrüssung: Klaviermusik im Flur. Zwei Menschen spielen auf einem Flügel zweihändig Popsongs. Meine Mutter war Pianistin. Ich fühle mich zu Hause. Mit dem Lift fahre ich in die Station 5A: Herz- und Gefässkrankheiten. Die leitende Schwester ist erfahren und entspannt. (Ihre Ausbildung: Kranken- und Gesundheitspfleger – „schliesslich sind Kranke partiell auch gesund, haben also auch gesunde Anteile“). Patientenberichte werden fertiggestellt, Notizen und Dokumente vervollständigt „das willst Du nicht um vier Uhr morgens machen. Niemand weiss, wie die Nacht verlaufen wird. Meistens wird es dann chaotisch, wenn Du allein bist“. Das wird sich bewahrheiten. Wir sind – mit mir – vier Menschen, die die Nacht auf 5A verbringen, mehr als genug für eine ordentliche Präsenz. Die Nacht wird ruhig verlaufen. Kein Herzalarm. Kein Neuzugang. Am Anfang der Nachtschicht werden alle Patienten nochmals angeschaut. Wer braucht Schmerzmittel, Schlaftabletten, eine neue Windel, einen Tee? Hier liegen ca. 34 Patienten. Der Schlüssel zur Zeit: 38 Patienten auf 3 PflegerInnen. Früher gab es mehr PflegerInnen pro Patienten. Immer wird gespart auf dem Rücken des Personals. Entscheider fragen selten vor Ort nach den beruflichen Realitäten. Top-Down-System. Wie angenehm, wenn es auch ChefInnen gibt, die sich selbst hochgearbeitet haben. „Sie wissen, wie der Alltag aussieht, und dass, nehmen wir an, man arbeite in der Notfallabteilung und zufällig sind zwei vergewaltigte Frauen da, was leider vorkommt, zwei Pflegefachkräfte dann restlos gebunden sind.“ In diesem Fall ist nämlich eine pausenlose Betreuung nötig. Oder dass man eben manche Patienten nicht zu einem ökonomischeren Umgang mit Windeln überreden kann. Das Wort Krankenschwester fällt übrigens nicht in dieser Nacht. Da ich doch selbst eine Vergangenheit als Pfleger habe (Siehe erste Nacht), dachte ich zu wissen, dass Krankenschwestern in der Krankenhaushierarchie über den Pflegern stehen. Vielleicht gibt es in Deutschland andere Benennungen als in der Schweiz. Oder der Beruf des Pflegers und der Krankenschwester meinen hier das gleiche. Meiner einwöchigen Ausbildung nach habe ich heute Nacht die Zeit mit Krankenschwestern verbracht.
Ich werde in weisse Arbeitskleidung gesteckt. Eine Ärztin nimmt mich mit, sie hofft, mir ein paar interessante Bilder zu zeigen und erklärt mir, was sie macht. Ultraschall der Leiste. Hier schlägt eine wichtige Arterie, über die auch Sonden eingeführt werden, um Herzklappenoperationen zu machen. Pulsierende Farben auf dem Monitor: Rot. Blau. (Arterien, Venen). Als neue Herzklappen können künstlich hergestellte Klappen dienen, oder menschliche Klappen, oder Herzklappen von Schweinen. Ich werde als Pfleger, der stumm dabeisteht, von den Patienten keines Blickes gewürdigt. Sie liegen zu viert nebeneinander da. Alles Männer. Nackte Beine. Es ist heiss. Ein frischer Herzinfarkt liegt etwa 1- 2 Wochen da. Eine Herzentzündung 6 Wochen. Wer Wasser in den Beinen einlagert: 5-6 Tage. Danach gibt es Reha. Am heissesten: der Controlling Raum, Aufenthaltsraum der Pflegerinnen. Monitore und Ventilatoren. Ich bin immer noch mit „Homeland“-Bildern verseucht. Die EKG – Bildschirme, die die Herzfrequenzen der Patienten direkt in das Zentrum der Station übertragen, wirken auf mich wie die Überwachungskameras der CIA. Der Unterschied: Die abgehörten Menschen wissen, dass sie abgehört werden, und es ist wirklich zu ihrem Besten. Die kleinste Unregelmässigkeit ist sofort hörbar und es kann reagiert werden. Ein maschinenerzeugter rhythmisierter Ton begleitet uns die ganze Nacht. Demente Patienten reissen immer mal wieder die Elektroden ab. Eine Vorgesetzte, die an die Kraft ihrer Autorität glaubte, hat einem dementen Patienten das Versprechen abgenommen, nicht mehr an sich herumzufingern und die Elektroden in Ruhe zu lassen. Sie hat ihm ernsthaft und mit tiefem Blick erklärt, warum das nicht gut sei. Er versprach es hoch- und heilig. Zwei Minuten später waren die Elektroden wieder abgerissen. In so einem Fall schaltet man das Überwachungsgerät auch mal aus. Es würde ständig anschlagen.
Viel passiert nicht. Weil niemand einschlafen darf, wird erzählt. Zeit muss totgeschlagen werden. Zwischendurch wird kurz im Internet nach Mode geschaut oder auf dem Mobiltelephon eine Farm betrieben. Auf diesem Computerspiel, das Pflegerin C spielt, werden Tomaten gesäht, Eier gesucht, Hühner gerupft und geschlachtet, und die Abrechnung für den Verkauf von Gurken gemacht. Wer gut farmt, kommt weiter, wer schlecht farmt, verliert den digitalen Hof. Handysurfing kann hier keiner kontrollieren. Internetrecherchen auf den Hospitalrechnern schon. Über Ausbildungen, Verfahrenstricks, Einstellungsgespräche wird geredet. Es gibt Duplo Schokolade. Ich hole mir in der Tankstelle gegenüber ein heisses Calzone Sandwhich. Eine Schwester von der Nachbarabteilung kommt auf ihrem Roller angerollt. „Hi, habt ihr Lyrica 125 oder 150“. „Lyrica“ – what a name. Ein Medikament, das den Patienten wohl die neueste Lyrik von Durs Grünbein denken lässt und dabei auf einer Neuronenlyra Gutenachtgeschichten klimpert.
Die erfahrene Schwester packt einige Geschichten über das Sterben von Familienmitgliedern aus. Tote in Badezimmern. Verpasste Untersuchungen. Tod durch Nichtwissen. Medizinchecks der ganzen Familie, weil ein Familienmitglied einen Herzinfarkt hatte. Was droht den anderen? Verdachtsmomente werden untersucht, Indizien ausgewertet. Da sind wir wieder beim Agenten. Die Krankenhaus-CIA will rausfinden „what really happened“ und will Tote verhindern. Krankheiten werden gejagt und bekämpft. Alle kommen mit einem blauen Auge davon. Man kommt anders raus als man reinging. Flüge nach Nahost auf einem Notsitz, um rechtzeitig bei Beerdigungen zu sein. Busfahrten, Hotelübernachtungen, bewaffnete Reisebegleiter. Begräbnisrituale der angeheirateten Familie. Die Frauen waschen die gestorbene Grossmutter, die Männer begraben sie. Eine Frau schreit ihren Mann an, weil er die Rituale nicht mehr kennt – er lebt im Westen und vergisst die Traditionen. Die tote Mutter darf nicht mehr von den Söhnen berührt werden. Streicheln ist nun Tabu. Männer haben ihre Rolle, Frauen haben ihre Rolle. Es wird geschrien und geweint. Die Familie schläft mehrere Nächte im selben Zimmer wie die gestorbene Grossmutter. Sie soll nicht allein sein. Waschungen finden statt. Bei heissem Klima muss schnell beerdigt werden. Über den Sarg wird Beton gegossen, sonst stinkt es. Kinder fliegen allein im Flugzeug. Kinder werden zurückgelassen und wieder umarmt. Kaum ist der Mann bei seiner sterbenden Mutter, packt ihn die neoliberale Arbeitswut und er wird nervös: Dies und das muss sofort getan werden. Er greift zum Handy und will arbeiten. Ein Bus, ein Bus! Die Ehefrau befiehlt: Du vergisst jetzt Deine Arbeit und verbringst die letzten Tage im Leben Deiner Mutter mit ihr.“
Der Patient in Zimmer XX hat sich gewandelt. War er zuvor laut, fluchte und jammerte auf Italienisch, ist er nun kooperativ und nett, lässt sich waschen und an- und ausstöpseln. Er hatte Albträume. Eigentlich sollte ein Psychologe vorbeikommen, oder die psychosomatische Abteilung eingeschaltet werden. Dafür ist aber keine Zeit und kein Geld. Ein anderer Patient ist neuerdings dauerhaft pöbelnd. In den Akten wird immer auch vermerkt, ob ein Patient sich kooperativ oder unkooperativ verhält. Eine Pflegerin muss lächeln, lächeln, lächeln, ruhig sein, egal, was der Patient sagt oder macht. Wer handgreiflich wird, muss zurechtgewiesen werden. Das Verhalten der Patienten hat aber auch immer damit zu tun, wie man ihnen begegnet.
Eine Lebensspanne laut Formular X: Empfängnis – Säugling – Kleinkind – Adoleszenz -Erwachsenenalter – Junge Alte – Mittelalte – Hochaltrige – Langjährige. Es gibt vier Begriffe für alte Menschen und drei Begriffe für die Kindheitsentwicklung. Bald wird es einen fünften für die Alten brauchen, wenn die Lebensspanne sich immer weiter ausdehnt. Die Empfängnis wird gewürdigt in der Auflistung, der Tod nicht. Das Wort „Empfängnis“ beschreibt die Perspektive der Mutter, nicht der Person, die in die Lebensspanne gespannt wird.
Wer „prefinal“ ist, steht unter besonderer Beobachtung. „Meine Grossmutter hat sich gewünscht, dass, wenn sie stirbt, ihr Mann sich eine neue Frau suchen soll. So etwas könnte ich mir nie wünschen. Mein Mann soll keine neue Frau haben, wenn ich tot bin.“ „Meine Eltern haben mir eine Überraschung in Aussicht gestellt, wenn ich ihr Testament lesen werde. Vielleicht verschenken sie ja das ganze Geld an eine Tierschutzstiftung.“
Herzalarm meint: Wenn der Herzrhythmus, zum Beispiel, die ganze Nacht auf 120 ist, und dann, innerhalb von Minuten, in Zehnerschritten abwärtsrast. Dann blinken und glocken die Überwachungsmaschinen. Wer keine Patientenverfügung hat, wird reanimiert. Der Defibrillator wird einmal in der Nacht getestet. Alles wird protokolliert. Was nicht protokolliert wird, existiert nicht. Wir stehen mit einem Bein im Gefängnis. Wenn schwere Fehler passieren, können Anklagen folgen. Wer nicht mehr leben will, lässt sich gehen. Sich gehenlassen – zulassen, dass man geht. Diesen Beruf würde ich immer wieder wählen.
Gegen vier Uhr dreissig werden alle Patienten kontrolliert. Danach wird Kaffee gemacht: Der Morgen fängt an. Vögel. Licht. Ich gehe.
Andreas Liebmann 12.6.2014 – 6.22 Uhr
Night Activism – second night
The attempt to turn a hot summer day (it is still spring) into a black cozy night, fails. In the afternoon, I am lying for hours in the hammock at the theater, trying to sleep. For a short period it works. With me in the hammock: bread, cheese, water, a cushion, a blanket. It is way too hot. Instead of sleeping I become witness to the day activism of the Kongress. Everyone is really busy. I believe to attract plenty of evil eyes: „He doesn’t do anything.“ Someone says: „And you are getting paid for it.” Someone says: „I like this refusal.“ But I don’t want to refuse anything. I just was active in the night before and am now trying to be passive, during the day. It becomes clear however, that trying to sleep in the middle of the Kongress, is however, work. An thus I address my sleep: work.
The thunder storm forces me into the theater hall. It’s 6 p.m. For me, this is morning. For everyone else it’s evening. We have Bortschtsch and salad. My breakfast. The Kongress drinks wine and vodka. I join in with the vodka: it wakes me up. I prepare for this night’s acitivity: reading „Proletarian Nights“ by Jean Ranciere one night long, in the theater hall. With a table and a small lamp.
The preface by Ranciere is beautiful Ranciere wants to dismantle the hierarchies of research – dismantle that researchers describe a reality, reality eventually has to conform to. Reality however looks differently and this is what Ranciere describes. The introduction by Donald Raid traces the battles between different leftist intellectual circles of the late 1970s in France. Then I read texts, slowly, very slowly, which can’t really be written for those people they describe, even if they attempt / to dismantle the hierarchies between the social groups of workers and intellectuals. That no book can be read without previous knowledge, without an already existing enclosed system of reference, that feeds you non-stop with context information. My system of reference is utterly incomplete. But nothing yet against this book: I only get through a tiny part today, it’s too early for a judgment.
While I am reading, aloud and in silence, accompanied by Rebecca and Anna, that read along and discuss with me, my Vagabund colleagues celebrate their Feierabend. I am reading theory, they are drinking. For hours, this goes quite well. Working on theory, surrounded by a party: perfect. This keeps me awake. After everyone has left, it‘s late, and I get tired. I can’t really concentrate anylonger. So I watch some episodes of „Homeland“. The theater hall becomes a spy factory. Dim lights. Across from me, they are tinkering on the cable cars. They could also put together a powerful bomb. At 4.30, a conductor comes into the hall and talks to me like the CIA agent on tv. Dawn breaks, I let the conductor go on with his work and walk home. Birds.
Keywords of this night – vagrant thoughts. A worker describes a walk in the sunrise with conversations and meta-physics. Workers are not workers whose only purpose in life is labor and struggle. Workers are labeled as workers for specific purposes. This purpose is to define an irrevocable order, within which workers are workers. Platon chooses the insidious/perfidious image, that some got a soul made of iron (the workers) and others a soul made of gold (the philosophers). Natural order of things. In his book, Ranciere writes against this kind of manipulation. In addition, In his research, different literary genres such as argument, fiction, citation, poetry and meta-physics ought to be treated with equal value. The texts he analyses written by so-called “workers”, are the work of men and women who wrenched themselves out of an identity formed by domination and asserted themselve as inhabitants with full rights of a common world. Workers, too, produce culture. Cultural production is not left to the cultural professionals alone. Old style artisans were dreamers who invented philosophies. They did not stuck into the analysis of industrial production and capitalist exploitation. Who defines what is important? The belief in historical evolution, says Benjamin, is the legitimation of the victors.
Which theorist of vagabondism has ever talked to a vagabond / homeless person? The real beggars didn’t want to have anything to so with the Vagabundenkongress, because they had other problems. Do we have to call ourselves vagabonds? Is it so cool/hip/terrific to be a vagabond-artist? Is it really terrific to be “an artist”? Aren’t these all ‘terminological crutches’? Siya says: Black Consciousness: the attempt to define oneself from within, to reflect on one’s situation without putting oneself immediately into a societal segmentation. The term “worker” in opposite to “bourgeois” cements a power relation, which always places the worker at the bottom. And should he ever be on top, he as to reestablish a hierarchy, because this is how he has been conditioned/trained to think. So: the bourgeoisie on the bottom, workers on top.
This is what Ranciere counters in his writings, as he claims. His book, however seems to reproduce the hierarchy: it’s a book for theorists. What is a real worker. What is a real vagabond. What is a real real. How do weg o about now with REWE? Do we have a permission or not? Are we allowed to or not? Legal clarifications help with strategic artistic decisions. The equality of intelligences.
Important to me are the accounts of our Vagabundenkongress-participant-friends from Russia, Argentina, Egypt. To hear how they perceive the situation, immediately changes my thoughts. Aya says: The presidential system doesn’t work for us. It´s a Western idea. We always had local councils. And this still works for us today. On Friday off to the mosque , on Saturday off to a nightclub. Azul says: For us there is no idolizing of mobility. For us, there is periphery and Center. Taissya says: We live in a dictatorship.
It’s important to gather a group of people, who are concerned with different problems. This allows to focus on different, groups, segments, topics. No theme is more important than the other. The diversification of interest is what counts. I go to sleep and Arthur cracks REWE.
Andreas Liebmann, 11.6.2014
Nacht Aktivismus – zweite Nacht
Nacht Aktivismus – zweite Nacht
Nachtaktiv: Der ganze Vagabundenkongress
Der Versuch, einen heissen Sommertag (es ist noch Frühling) in eine schwarze kuschelige Nacht zu verwandeln, schlägt fehl. Ich liege Nachmittags stundenlang in einer Hängematte am Theater und versuche zu schlafen. Kurze Zeit gelingt es. In der Hängematte sind ausser mir: Brot, Käse, Wasser, ein Kissen, eine Decke. Es ist viel zu heiss. Statt zu schlafen, werde ich Zeuge der Tagesaktivität des Kongresses. Alle tun viel. Ich meine, böse Blicke zu erwischen: „Der tut nichts.“ Einer sagt: „Und dafür bekommst Du Geld.“ Einer sagt: „Diese Verweigerung finde ich gut“. Dabei will ich nichts verweigern. Ich war nur aktiv in der letzten Nacht und versuche nun am Tag passiv zu sein. Inmitten des Kongresses zu schlafen ist aber, so wird klar, Arbeit. Und so schreibe ich meinen Schlaf auch an: Arbeit.
Das Gewitter vertreibt mich in die Theaterhalle. Es ist 18 Uhr. Für mich ist jetzt Morgen. Für alle anderen ist Abend. Es gibt Borschtsch und Salat: Mein Frühstück. Der Kongress trinkt Wein und Vodka. Beim Vodka mache ich mit: Er weckt mich auf. Ich stelle mich auf für meine heutige Nacht Aktivität: Eine Nacht lang in der Theaterhalle im Buch „Proletarian Nights“ von Jean Ranciere lesen. Mit Tisch und Lämpchen.
Das Vorwort von Ranciere ist schön. Ranciere will die Hierarchie in der Forschung aufheben – aufheben, dass Wissenschaftler eine Realität beschreiben, der sich die Realität dann fügen muss. Die Realität sieht aber anders aus, und das beschreibt Ranciere. In der Einführung zum Buch von werden vor allem Grabenkämpfe zwischen unterschiedlichen linken philosophischen Strömungen in den späten 60ern in Frankreich beschrieben. Dann lese ich Texte, langsam, sehr langsam, die zumindest nicht für die geschrieben sein können, von denen sie handeln, selbst wenn sie die Hierarchien zwischen den gesellschaftlichen Gruppen der Arbeiter und der Intellektuellen aufheben wollen. Das ist kein Buch, das ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, ohne ein bereits intaktes Verweissystem, das einen ständig mit Kontexinformationen füttert. Mein Verweissystem ist äusserst unvollständig. Aber noch nichts gegen das Buch: Ich schaffe heute nur einen Bruchteil, für eine Beurteilung ist es zu früh.
Während ich lese, laut, leise, in Begleitung von Rebecca oder Anna, die mit mir die Texte lesen und diskutieren, feiern meine Vagabundenkollegen ihren Feierabend. Ich lese Theorie, sie trinken. Stundenlang geht das gut so. Theorie bearbeiten, umrundet von einer Feier: Ideal. Das hält mich wach. Als dann alle weg sind, es ist schon spät, und ich werde müde. Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren. So schaue ich ein paar Folgen der US-TV-Serie „Homeland“. Die Theaterhalle wird zur Agentenfabrik. Spärliche Lichter. Auf der gegenüberliegenden Seite wird an Bahnen rumgeschraubt. Sie könnten auch Bomben montieren. Um halb fünf kommt ein Fahrer in die Halle und spricht mit mir wie der CIA Agent soeben im Film. Die Morgendämmerung fängt an, ich lasse den Bahnfahrer arbeiten und gehe nach Hause. Vögel.
Stichwörter zur heutigen Nacht – Vagabundierende Gedanken. EIn Arbeiter beschreibt einen Spaziergang in den Sonnenaufgang mit Gesprächen über Metaphysik. Arbeiter sind nicht Arbeiter, deren einziger Lebensinhalt die Arbeit und der Kampf sind. Arbeiter werden zu bestimmten Zwecken als Arbeiter bezeichnet. Dieser Zweck besteht darin, eine unumstössliche Ordnung zu definieren, in denen die Arbeiter eben die Arbeiter sind. Platon wählt das perfide Bild, das manche eine Seele aus Eisen bekommen haben (die Arbeiter) und andere eine Seele aus Gold (die Philosophen). Naturgegebene Ordnung. In dem Buch schreibt Ranciere gegen diese Art der Manipiulation an. In seiner Forschung sollen auch unterschiedliche literarische Genres wie Argument, Fiktion, Zitat, Poesie und Metaphysik als gleichwertig behandelt werden. Die Texte, die von sogenannten „Arbeitern“ stammen, und die er analysiert sind the work of men and women who wrenched themselves out of an identity formed by domination and asserted themselve as inhabitants with full rights of a common world. Auch Arbeiter produzieren Kultur. Kulturproduktion ist nicht nur Kulturproduzenten überlassen. Old style artisans were dreamers who invented philosophies. They did not stuck into the analysis of industrial production and capitalist exploitation. Who defines what is important? The belief in historical evolution, says Benjamin, is the legitimation of the victors. Welcher Vagabundentheoretiker hat jemals mit einem Vagabunden gesprochen? Die echten Bettler wollten nichts mit dem Vagabundenkongress zu tun haben, weil sie andere Probleme hatten. Müssen wir sagen, wir sind Vagabunden? Ist das so toll, als Künstler „Vagabund“ zu sein? Ist es überhaupt toll „Künstler“ zu sein? Sind das nicht alles Begriffskrücken? Ziya sagt: Black Consciousness: Der Versuch, sich aus sich selbst heraus zu definieren, über die eigene Situation nachzudenken ohne sich sofort einzuordnen in eine gesellschaftliche Segmentierung. Die Bezeichnung „Arbeiter“ im Gegensatz zu „Bourgois“ zementiert ein Machtverhältnis, in dem der Arbeiter immer unten ist. Und sollte er einmal oben sein, muss er wieder eine Hierachie herstellen, weil er so denken gelernt hat. Bourgeois also unten, Arbeiter oben. Dagegen schreibt Ranciere an, wie er sagt. Sein Buch aber scheint, wie gesagt, dennoch die Hierarchie zu reproduzieren: Es ist ein Buch für Theoretiker. What is a real worker. What is a real vagabond. What is a real real. Wie machen wir das jetzt mit Rewe? Dürfen wir oder dürfen wir nicht? Juristische Abklärungen helfen bei strategisch künstlerischen Entscheidungen. The equality of intelligences.
Wichtig sind für mich Bezeugungen unserer Vagabundenkongressteilnehmerfreunden aus Russland, Argentinien, Ägypten. Zu hören, wie sie die Situation wahrnehmen, verändert sofort mein Denken. Aya sagt: Das Präsidentensystem passt nicht zu uns. Es ist eine westliche Idee. Wir hatten immer lokale Räte. Und so funktioniert das auch heute noch. Am Freitag in die Moschee und am Samstag in den Night Club. Azul sagt: Bei uns gibt es keine Vergötterung der Mobilität. Bei uns gibt es Peripherie und Zentrum. Tasya sagt: Wir leben in einer Diktatur.
Wichtig ist, eine Gruppe von Leuten zusammenzuhaben, die unterschiedliche Probleme umtreiben. So gibt es die Möglichkeit, unterschiedliche Gruppen, Segmente, Themen zu behandeln. Es gibt kein objektiv wichtigeres Thema als ein anderes. Das diversivizierte Interesse macht es aus. Ich schlafe und Artur knackt Rewe.
AL 11.Juni 2014, 5 Uhr 49