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Charity! – Abschlussveranstaltung Kapitel 6 – Rezzo & Pedro
Am kommenden Sonntag, 1.6., 18:00, beenden Pedro Martins Beja und Rezzo Schlauch die vierwöchige Zusammenarbeit mit einer Abschlussveranstaltung auf der Bühne des Theater Rampe und im Atelier. Es ist auch der letzte Abend von BOUVARD & PECUCHET 3000 vor der Sommerpause und damit die letzte Gelegenheit bei uns vorbeizuschauen vor September!
Pedro und Rezzo geben eine Charity-Gala für alle Kapitalismusmüden und Hilfsbedürftigen.
Der Regisseur Pedro Martins Beja präsentiert den Abschluss der vierwöchigen Zusammenarbeit mit Rezzo Schlauch auf der Bühne des Theater Rampe. Seit Anfang Mai trafen sich der aus Sindelfingen stammende Theaterregisseur Beja und der Politiker und Netzwerker Rezzo Schlauch regelmäßig im Labor in der Filderstraße in Stuttgart und sprachen über Revolution und über Strippenziehen.
Rezzo Schlauch, der einst als das große Polit-Talent der Grünen galt, hat sich 2005 aus der Politik zurückgezogen und sich seit dem ganz dem Networking verschrieben. Er zieht die Fäden im Hintergrund, während andere auf der Bühne Politik performen. Wer in Stuttgart ein Problem hat, geht zu Rezzo. Aber welches Problem hat Rezzo?
Ab 18:00 im Theater Rampe auf der Bühne und im Atelier.
Rezzo Schlauch hilft: Der Contain’t-Brief
Liebe Freunde von contain’t,
Ich möchte mich herzlich bei Euch für Eure umfassende Information über den Stand des Verfahrens i.S. Genehmigung Eures Projektes contain’t bedanken.Es hat mir ein sehr klares Bild vermittelt,das mich allerdings wenn ich mir den Part der Stadt an diesem Verfahren anschaue auch wieder mehr als ernüchtert.
Als ich mich vor drei Jahren bei der Frage der Zukunft der Künstlerkolonie in den Eisenbahnwaggons am Nordbahnhof zusammen mit anderen einschaltete und Euch bei der Suche nach einem Alternativstandort unterstützte und für Stuttgarter Verhältnisse im Unterschied zu früheren Zeiten die Stadt einigermaßen zügig und ergebnisorientiert Euch den Cannstatter Standort angeboten hatte sah das Ganze ja ziemlich positiv aus. Ich dachte endlich hat die Stadt mal begriffen, dass solche Biotope der Off- Kunst-und-Kultur ein wichtiger Faktor für urbanes Leben und für die Attraktivität einer Stadt sind. Und nicht nur ich war dieser Meinung, sondern die Stadt wurde ja für diese Haltung publizistisch mit Lorbeeren überschüttet.
Was ich aber heute von Euch erzählt bekommen habe ist die gleiche Chose wie seit dreissig Jahren in dieser Stadt: Hoffnungsvolle Initiativen, die aus der Natur der Sache nicht im Mainstream liegen und auch verwaltungsmäßig nicht immer einfach zu handhaben sind, die diese Stadt aber bunter und interessanter machen, werden trotz breiter öffentlicher und politischer Unterstützung administrativ abgewürgt. Wenn Ihr seit drei Jahren mit mindestens zwei Leuten Eurer Gruppe mit nahezu nichts anderem beschäftigt seid, als den Bürokratiewahnsinn der Administration einigermaßen in den Griff zu bekommen und ihr nach drei Jahren mit leeren Händen dasteht, mit der Nichtgenehmigung des Kultur –und Kneipenbetriebs, mit der Nichtgenehmigung der Campingplatzlösung, die von einem kreativen und engagierten Mitarbeiter der mittleren Verwaltungsebene zusammen mit Euch erarbeitet wurde (und von derselben Behörde dann eine Ebene drüber für nicht genehmigungsfähig zurückgenommen wird) und dazu noch die Drohung im Raum steht, dass im November der Zwischennutzungsvertrag beendet wird, obwohl Euch von allen Seiten immer wieder versichert wurde, dass die Verlängerung nur eine Formsache sei, wenn Ihr also um es kurz auf den Nenner zu bringen aufhören müsst bevor ihr überhaupt angefangen habt, dann sind wir wieder da wo wir immer waren in dieser Stadt: drei Millionen Euro von heute auf morgen für den Umzug des Varietes von der Friedrichstrasse auf den Pragsattel (was denen gegönnt sei) und Prügel zwischen die Beine der Szenenkunst-und Kultur. Und wenn ich dann noch höre, dass ihr, von denen man weiss, dass ihr wenig Kohle zur Verfügung habt, ein teures Lärmschutzgutachten beibringen müsst wie der Betreiber einer Diskothek, obwohl ihr weit weg von Wohnbebauung seid und es keine Anstände gibt, dann ist das ein Aberwitz. Und dann ist die Stadt auch wortbrüchig geworden, die damals gegenüber der Öffentlichkeit lauthals verkündete, dass sie Euch so wenig bürokratisch wie möglich dieses Gelände für ein mobiles Kunst und Kulturkonzept zu Verfügung stellen wird und sich dafür feiern liess, in Wirklichkeit jedoch die 08 /15 Bürokratenmühle angeworfen hat und Euch in drei Jahren klein gemahlen hat.
Ich hoffe,dass euch bei Eurem Termin morgen wenigstens die politische Ebene aller Farben weiter mit Eurem Projekt unterstützt und die Administration in ihre Schranken weist. Eure Gruppe und Euer Engagement ist ein wichtiger Farbtupfer (von denen es bekanntermaßen viel zu wenige gibt) in der Stadt und das Konzept könnte auch über Stuttgart hinaus wegweisend sein.
Good Luck und viel Erfolg
Rezzo Schlauch
Doing good deeds – Rezzo Schlauch hilft!
Am Einzugsabend sprachen Mitglieder des Stuttgarter „Non-Profit-Projekts“ contain’t, das im Güterbahnhof Bad Canstatt ein Areal als Zwischenraum für kulturelle Veranstaltungen und Ateliers nutzt, Pedro Martins Beja an, ob Rezzo Schlauch sich nicht für sie einsetzen könne. Pedro trug ihr Anliegen beim nächsten Treffen mit Rezzo Schlauch vor. Schlauch hatte sich bereits drei Jahre zuvor für die Gruppe engagiert, als sie das erste Mal mit Räumung bedroht waren. Schlauch schrieb einen öffentlichen Brief, den man auf der facebook-seite von contain’t nachlesen kann:
Und tatsächlich hat Rezzo geholfen. Contain’t wurde am 13. Mai, also eine Woche später, von der Stadt ein neuer Mietvertrag für 25% der Fläche bis Ende 2015 angeboten. Außerdem existiert ein Angebot für ein Ersatzgelände auf dem Neckarpark ab 2016.
So macht man das also?!
JP
Autonom und Abhängig
Einzug Kapitel VI – Rezzo & Pedro – 4.5.2014
B&P 3000 – Kapitel VI: Revolution!
Einzug Pedro Martins Beja und Rezzo Schlauch
Heute am 4. Mai 2014 ziehen die nächsten heroischen Dilettanten in das Labor im Theater Rampe ein.
Der Regisseur Pedro Martins Beja wurde in der gleichen Stadt geboren, wie die Partei Die Grünen, nämlich in Sindelfingen bei Stuttgart, nur ein Jahr früher. Er studierte Regie an der „Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ in Berlin und inszeniert seit 2008 Klassiker, neue Dramatik, Filmadaptionen und Textentwicklungen. Für seine Einrichtung von Paul Wiersbinskis „Autofahrt ins All“ gewann er 2011 beim Mainzer Autorentheatertag den Regiepreis. Am Schauspiel Frankfurt erarbeitete er das Bahnhofsviertelprojekt „Red Light Red Head“ und die Uraufführung von „Sleepless in my dreams“ von Gerhild Steinbuch. Pedro Martins Beja inszeniert inzwischen an fast allen bedeutenden deutschsprachigen Bühnen, vom Burgtheater Wien zum Staatstheater Karlsruhe, vom Düsseldorfer Schauspielhaus zur Schaubühne Berlin und dem Theater am Neumarkt in Zürich.
Der Anwalt Rezzo Schlauch gehört zu der ersten Generation der Grünen. Er war Mitglied des ersten Landesverbands der Partei in Baden-Württemberg, Baden-Württembergischer Fraktionsvorsitzender und ab 1998 für vier Jahre Bundesfraktionsvorsitzender in der Rot-Grünen Regierungskoalition unter Schröder und Fischer. 2002 wurde Schlauch zum Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von Wolfgang Clement. Zweimal kandidierte Schlauch für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters, unterlag aber zuletzt 1996 knapp dem CDU Kandidaten. Einen grünen OB in Stuttgart sollte es erst 2013 mit Fritz Kuhn geben. Rezzo Schlauch war von 1994 bis 2005 Mitglied des Bundestags und zog sich dann aus der Politik zurück, um wieder als Anwalt zu arbeiten. Verteidigte er in seiner Anfangszeit viele Jugenddelikte und politisch motivierte Straftaten, übernahm Schlauch in den 2000er Jahren dagegen diverse Aufsichtsratsposten in der Industrie und investierte in Unternehmen. Er ist verheiratet mit der albanischen Schauspielerin Ema Ndoja.
Rezzo Schlauch akademia
Pünktlich zu unserem kommenden Kapitel mit dem Regisseur Pedro Martins Beja und dem Ex-Politiker und Juristen Rezzo Schlauch (ab 4. Mai 2014) wird Rezzo Schlauch zum Rektor einer neuen Stuttgarter Hochschule für Mediendesign. Was für ein Glück! Jetzt passt auch in unserer reihe alles wieder: Der Künstler und der Stuttgarter Akademiker!
JP