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Liebe Freunde von contain’t,

Ich möchte mich herzlich bei Euch für Eure umfassende Information über den Stand des Verfahrens i.S. Genehmigung Eures Projektes contain’t bedanken.Es hat mir ein sehr klares Bild vermittelt,das mich allerdings wenn ich mir den Part der Stadt an diesem Verfahren anschaue auch wieder mehr als ernüchtert.
Als ich mich vor drei Jahren bei der Frage der Zukunft der Künstlerkolonie in den Eisenbahnwaggons am Nordbahnhof zusammen mit anderen einschaltete und Euch bei der Suche nach einem Alternativstandort unterstützte und für Stuttgarter Verhältnisse im Unterschied zu früheren Zeiten die Stadt einigermaßen zügig und ergebnisorientiert Euch den Cannstatter Standort angeboten hatte sah das Ganze ja ziemlich positiv aus. Ich dachte endlich hat die Stadt mal begriffen, dass solche Biotope der Off- Kunst-und-Kultur ein wichtiger Faktor für urbanes Leben und für die Attraktivität einer Stadt sind. Und nicht nur ich war dieser Meinung, sondern die Stadt wurde ja für diese Haltung publizistisch mit Lorbeeren überschüttet.
Was ich aber heute von Euch erzählt bekommen habe ist die gleiche Chose wie seit dreissig Jahren in dieser Stadt: Hoffnungsvolle Initiativen, die aus der Natur der Sache nicht im Mainstream liegen und auch verwaltungsmäßig nicht immer einfach zu handhaben sind, die diese Stadt aber bunter und interessanter machen, werden trotz breiter öffentlicher und politischer Unterstützung administrativ abgewürgt. Wenn Ihr seit drei Jahren mit mindestens zwei Leuten Eurer Gruppe mit nahezu nichts anderem beschäftigt seid, als den Bürokratiewahnsinn der Administration einigermaßen in den Griff zu bekommen und ihr nach drei Jahren mit leeren Händen dasteht, mit der Nichtgenehmigung des Kultur –und Kneipenbetriebs, mit der Nichtgenehmigung der Campingplatzlösung, die von einem kreativen und engagierten Mitarbeiter der mittleren Verwaltungsebene zusammen mit Euch erarbeitet wurde (und von derselben Behörde dann eine Ebene drüber für nicht genehmigungsfähig zurückgenommen wird) und dazu noch die Drohung im Raum steht, dass im November der Zwischennutzungsvertrag beendet wird, obwohl Euch von allen Seiten immer wieder versichert wurde, dass die Verlängerung nur eine Formsache sei, wenn Ihr also um es kurz auf den Nenner zu bringen aufhören müsst bevor ihr überhaupt angefangen habt, dann sind wir wieder da wo wir immer waren in dieser Stadt: drei Millionen Euro von heute auf morgen für den Umzug des Varietes von der Friedrichstrasse auf den Pragsattel (was denen gegönnt sei) und Prügel zwischen die Beine der Szenenkunst-und Kultur. Und wenn ich dann noch höre, dass ihr, von denen man weiss, dass ihr wenig Kohle zur Verfügung habt, ein teures Lärmschutzgutachten beibringen müsst wie der Betreiber einer Diskothek, obwohl ihr weit weg von Wohnbebauung seid und es keine Anstände gibt, dann ist das ein Aberwitz. Und dann ist die Stadt auch wortbrüchig geworden, die damals gegenüber der Öffentlichkeit lauthals verkündete, dass sie Euch so wenig bürokratisch wie möglich dieses Gelände für ein mobiles Kunst und Kulturkonzept zu Verfügung stellen wird und sich dafür feiern liess, in Wirklichkeit jedoch die 08 /15 Bürokratenmühle angeworfen hat und Euch in drei Jahren klein gemahlen hat.
Ich hoffe,dass euch bei Eurem Termin morgen wenigstens die politische Ebene aller Farben weiter mit Eurem Projekt unterstützt und die Administration in ihre Schranken weist. Eure Gruppe und Euer Engagement ist ein wichtiger Farbtupfer (von denen es bekanntermaßen viel zu wenige gibt) in der Stadt und das Konzept könnte auch über Stuttgart hinaus wegweisend sein.

Good Luck und viel Erfolg

Rezzo Schlauch

 

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Am Einzugsabend sprachen Mitglieder des Stuttgarter „Non-Profit-Projekts“ contain’t, das im Güterbahnhof Bad Canstatt ein Areal als Zwischenraum für kulturelle Veranstaltungen und Ateliers nutzt, Pedro Martins Beja an, ob Rezzo Schlauch sich nicht für sie einsetzen könne. Pedro trug ihr Anliegen beim nächsten Treffen mit Rezzo Schlauch vor. Schlauch hatte sich bereits drei Jahre zuvor für die Gruppe engagiert, als sie das erste Mal mit Räumung bedroht waren. Schlauch schrieb einen öffentlichen Brief, den man auf der facebook-seite von contain’t nachlesen kann:

Und tatsächlich hat Rezzo geholfen. Contain’t wurde am 13. Mai, also eine Woche später, von der Stadt ein neuer Mietvertrag für 25% der Fläche bis Ende 2015 angeboten. Außerdem existiert ein Angebot für ein Ersatzgelände auf dem Neckarpark ab 2016.

So macht man das also?!

 

 

JP