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Gustave Flaubert: Bouvard und Pecuchet

„Zuerst wird Gott geleugnet; dann wird die Regierung kritisiert; und dann kommt die Freiheit.“

Bouvard und Pecuchet werden vom Kirchengeläut vor dem Selbstmord gerettet. Im vorangegangenen Kapitel waren sie tief gefallen, nun schien die Religion sie gerettet zu haben: „War das allein der Zufall? Bouvard war tief gerührt. Pecuchet erinnerte sich seiner ersten Kommunion; und erfüllt von Dankbarkeit kamen sie auf den Gedanken, fromme Bücher zu lesen.“ Pecuchet entwickelt eine ausgeprägte Frömmigkeit. Bouvard steht dem Eifer seines Feundes deutlich skeptischer gegenüber. Dennoch erklärt er sich bereit ihn auf eine Pilgerfahrt zu begleiten, die vor allem in der Anschaffung von allem möglichen Devotionalienkrempel mündet. Währenddessen sorgt sich Bouvard um die finanzielle Zukunft und überschreibt den Gutshof der Witwe Bordin gegen eine Rente von sechstausend Francs, die im Falle seines verfrühten Ablebens an Pecuchet weitergezahlt werden müsse. Ein gutes Geschäft! Aber es bringt Bouvard auf düstere Gedanken: „Es gab jemanden, der seinen Tod wünschte, und diese Überlegung gab ihm ernste Gedanken ein, Gedanken an Gott und Ewigkeit.“ Es dauert jedoch nicht lange, bis ihre beider theologischen Studien sie wieder zweifeln lassen; zu viele Widersprüche, zu wenig Belege. Pecuchet konfrontiert den Dorfpfarrer so lange mit immer neuen Anfechtungen bis dieser flüchtet, und Pecuchet sich eine wahre Verfolgungsjagd mit ihm liefert. Doch die Sache hat auch schöne Seiten: Eine adelige und äußerst fromme Dame verliebt sich in Pecuchet: „Sie sah Pecuchet ähnlich, sie hatte dessen spitze Nase.“ Währenddessen wird in Folge der italienischen Unabhängigkeitskriege in Rom der Vatikanstaat aufgelöst und nicht nur in Chavignolles bezieht man für den Papst Partei. Bouvard und Pecuchet, jeglicher Autorität, also auch der klerikalen, gegenüber wie immer kritisch eingestellt, sind da bereits zu erbitterten Gegnern der offiziellen Glaubenslehre geworden.

JP

Am 6. November zog der Autor Oliver Schmaering in das Labor von B&P 3000 ein, mit virtueller Unterstützung der Quantenphysiker Tilman Pfau und Tommaso Calarco und des Papstes. Zwischen diversen Monitoren, optischen Versuchsanordnungen, China und Deutschland, Textpassagen aus Flauberts Roman, dem Publikum und unserem Doppelschreibtisch entspann sich ein Dialog über die Realität der Wirklichkeit. Oder andersherum?