Diesen Satzanfang aus dem 2. Kapitel möchte ich als Motto für das zweite Labor vorschlagen.
Vor diesem Horizont von Wundern standen Bouvard und Pécuchet wie geblendet. So beschreibt Flaubert seine beiden Protagonisten nach der Lektüre von Boitards „Der Gartenarchitekt“. Pierre Boitard (1789 – 1859) war ein Naturwissenschaftler, und kein unbedeutender. Er klassifizierte den Tasmanischen Teufel neu – was auch immer das genau heißt. The unclassified tasmanian devil today:

Boitard war aber vorallem ein echter homme de lettres. Er schrieb einen Fantasybestseller „Paris avant les hommes“, also eine prähistorische Gruselgeschichte auf evolutionstheoretischem Sand seiner Zeit gebaut.

Und er gab botanische und gartenarchitektonische Zeitschriften heraus, zB. die „Revue progressive d’agriculture, de jardinage, d’économie rurale et domestique“. Die progressive Gartenzeitschrift! Das sollte man sich als Titel merken.
Ich vermute, dass Gartenarchitektur nicht wenig mit Staatsführung zu tun hatte. Einige bedeutende Vertreter der Botanik waren Politiker. So auch Adrien Étienne Pierre de Gasparin, Inneminister und Gartendirektor, den B&P ebenfalls in diesem Kapitel lesen. Der Garten als Bild der Welt und des Reichs. Die Ordnung der Dinge im Sinne des Größeren Ganzen.

Vor diesem Horizont von Wundern…
Diese Worte können aber auch als Bild für eine immer wiederkehrende Szene des Romans stehen. Nämlich die intellektuelle Ektase, der B&P immer wieder im Angesicht der Wissenschaft erliegen. Jedes Buch, das sie aufschlagen, lässt sie erschauern, jede Frage begeistert sie. Im ersten Kapitel heißt es verheißungsvoll:
Fern an einem Horizont, der täglich weiter wurde, gewahrten sie Dinge, die undeutlich waren und
wunderbar zugleich.
Das ist die Wissenschaft!